Die Tender 

 


Die am meisten frequentierten Schiffe in einer Flotte waren nicht immer die größten oder berühmtesten. Ein wichtiger Teil des Geschäfts waren die Tender
- die kleinen Schiffe ,die für die Beförderung von Post und von Passagieren zu den großen Linern benutzt wurden, denen Ankern aufgrund ihrer unermesslichen Größe in den Häfen unmöglich war. Dies ist die Geschichte der Whitestar-Tender ‚Nomadic’ und ‚Traffic’ die speziell für die Olympische Klasse konstruiert wurden. Das Schicksal wollte es so, das die ‚Nomadic’ die letzte Überlebende der großen Whitestarline sein sollte. Als die Whitestarline die ‚Olympic’ am 14 Juni 1911 in Dienst stellte, war das ein riesiger Sprung nach vorne. Das neue Schiff - und ihre zwei zukünftigen Schwestern - würde der Firma eine Vormachtsstellung auf dem Nordatlantik bringen. Neue und moderne Schiffe in Dienst zu stellen bedeutete aber auch ,das einige der älteren Schiffe der Linie überholt erschienen. Dies war der Fall mit einem Tender der Whitestarline ,der im französischen Kanal bei Cherbourg eingesetzt wurde - der ‚Gallic’.

Sie wurde von der Whitestarline 1907 in Dienst gestellt war aber bereits 1894 konstruiert worden. Sie war ein altes Schiff von 461 Tonnen. Solch ein altmodischer Tender entsprach nicht den Anforderungen der nagelneuen Olympischen Klasse. Während des Sommers 1910, wurden zwei neue Tender geplant. 

Im Design ähnlich, aber keine tatsächlichen Schwestern. Am 22 Dezember 1910 wurde mit dem Bau der beiden Schiffe begonnen. Da die beiden Giganten ‚Olympic’ und ‚Titanic’ in der Werft von Harland und Wolff langsam Form annahmen, wurden die ‚Nomadic’ und die ‚Traffic’ schnell in der Nähe aufgebaut. Nur ein Jahr nachdem sie geplant wurden, waren die zwei Tender betriebsbereit. Am 25 April 1911 lief die ‚Nomadic’ vom Stapel. 

Die ‚Traffic’ folgte zwei Tage später am 27 April. Am 16.Mai ,weniger als einen Monat später, führte die ‚Nomadic’ ihre Testfahrt durch. Dementsprechend lief die ‚Traffic’ zwei Tage später aus. Am 27.Mai wurden die zwei Tender der Whitestarline übergeben. Am folgenden Tag sollte die ‚Olympic’ getestet werden. Die Testfahrten der ‚Olympic’ verliefen absolut tadellos und sie wurde nach Southampton überstellt. Die zwei Tender begleiteten sie. Während jedoch die ‚Olympic’ in Southampton für ihre bevorstehende Jungfernfahrt vorbereitet wurde, wurden ‚Nomadic’ und ‚Traffic’ nach Cherbourg überführt ,wo beide stationiert wurden. Hier wurden sie auf den Namen des lokalen Whitestarline Vertreters-George Lanièce registriert. Die ‚Nomadic’ war mit 1.273 Tonnen das größere Schiff und wurde zur Beförderung der ersten Klasse Passagiere zu den Dampfern der Line verwendet. Die kleinere 675 Tonnen große ‚Traffic’ wurde für die Post und die Passagiere verwendet, die in der zweiten und dritten Klasse reisten. Der Transport der Post und der Passagiere war sorgfältig durchgeplant worden.

Dennoch am ersten Arbeitstag der Tender ,der Jungfernfahrt der ‚Olympic’ lief nicht alles glatt. Nachdem die Prozedur wiederholt worden war, funktionierte es jedoch wesendlich besser. Am 13.November 1911 wurde die ‚Nomadic’ in einen leichten Zusammenstoß mit der amerikanischen ‚Philadelphia’ der American Line verwickelt. Der Bug der ‚Nomadic’ wurde dabei leicht beschädigt. Fünf Monate später, am 12.April 1912 ,machten die ‚Nomadic’ und die ‚Traffic’ Bekanntschaft mit der ‚Titanic’. 

Das Schicksal wollte es so, das die ‚Titanic’ nie wieder den Hafen von Cherbourg besuchen würde. Zwei Jahre später, brach der erste Weltkrieg aus. Dieser Krieg sollte eine enorme Auswirkung auf die Schiffslinien der Welt haben, und die ‚Nomadic’ und die ‚Traffic’ wurden beide ausgewählt, um als Marinetender bei Brest zu dienen. Sie wurden zu Überfahrten benutzt und hatten sonst nicht viel zu tun.

Nach dem Waffenstillstand wurden sie an die Whitestarline zurückgegeben. Die zwei Tender blieben im Dienst der Line, bis sie von der IMM 1927 verkauft wurde. Der neue Inhaber der Firma, Lord Kylsant,verkaufte die Schiffe an die französische Compagnie Cherbourgeoise de Transbordement. Allerdings blieben sie in Cherbourg und sollten weiterhin mit den Whitestarline Schiffen zusammenarbeiten. Die ‚Nomadic’ und die ‚Traffic’ blieben bis 1934 im Besitz der Transbordement. Während dieser Jahre hatte die ‚Traffic’ das meiste Pech. 

Am 5.Juni 1929, war sie in einen leichten Zusammenstoß mit der ‚Homeric’ verwickelt. Die Reling und die Bleche auf der Steuerbordseite wurden beschädigt und es waren Reparaturen nötig. Sechs Monate später, wurde sie wieder beschädigt, als sie in rauhem Wetter neben die ‚Minnewaska’ ging. Die ‚Minnewaska’ schien sowas wie ein Nemesis für die ‚Traffic’ und die ‚Nomadic’ zu sein, weil auch die ‚Nomadic’ am 29.November 1931 mit ihr zusammenstieß. Wegen der schlechten Zeiten fusionierte 1934 die Whitestarline mit der Cunardline und bildete dadurch die neue Cunard-Whitestarline. Die ‚Nomadic’ und die ‚Traffic’ waren in der neuen Firma überflüssig und wurden an die Sociéte Cherbourgeoise de Remorquage und de Sauvetage verkauft. Die ‚Nomadic’ wurde in ‚Ingenieur Minard’ umbenannt und aus der ‚Traffic’ wurde die ‚Ingenieur Riebell’. Ihre lederfarbenen Kamine wurden schwarz mit einem roten Band. Sie setzten ihren Dienst als Tender fort wurden aber gelegentlich als Schlepper und Bergungsschiffe genutzt. Ende der dreißiger Jahre stand die Welt einem weiterem Weltkrieg gegenüber. Als Frankreich 1940 fiel, durften die zwei ehemaligen Whitestartender den deutschen Truppen nicht in die Hände fallen. Die ‚Ingenieur Riebell’ oder ehemalige ‚Traffic’ wurde im Hafen versenkt aber von den Deutschen geborgen, um als bewaffnetes Küstenschiff zu dienen. Diese Aufmachung war ihr Schicksal als sie am 17.Januar 1941 von den Briten torpediert wurde. Die ‚Ingenieur Minard’ oder ‚Nomadic’ konnte nach England entkommen. Sie half der britischen Marine und verbrachte den Krieg mit Kriegaufgaben entlang der Südküste von Englanddurchführt. Die Allierten besiegten Nazi Deutschland und 1945 war der 2te Weltkrieg beendet. Die ‚Ingenieur Minard’ wurde zum Hafen von Cherbourg zurückgebracht, um ihren regelmäßigen Job als Tender fortzusetzen. Dort blieb sie fast 23 Jahre und diente für Schiffe wie der ‚Queen Mary’ und der ‚Queen Elisabeth’ - den zwei Königinnen. Die glorreiche Nachkriegsära war Ende der sechziger Jahre vorbei. Flugzeuge übernahmen den transatlantischen Verkehr und Cunard zog 1967 die ‚Queen Mary’ und 1968 die ‚Queen Elizabeth’ zurück. Im gleichen Jahr entschied sich der Eigner der ehemaligen ‚Nomadic’, den alten Tender abzuwracken. Sie wurde zu diesem Zweck an die Firma Somairec bei LeHavre verkauft. Es schien so, als ob nun das Ende des alten Tenders gekommen wäre. Aber es sollte anders kommen... 

Jedenfalls wurde das damals 57 Jahre alte Schiff gerettet und als Restaurantschiff genutzt. Ihr wurde ihr alter Name ‚Nomadic’ zurück gegeben und sie wurde in Paris auf der Seine nahe des Eiffelturms festgemacht.Dort blieb sie bis zu diesem Tag. Sie ist ein einsames Denkmal der einstmals so großartigen und stolzen Whitestarline.

ZURÜCK

© 2001 mikepsyco.de